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Er fuhr das erste Trike der Schweiz

Titus Haltiner hat 1983 direkt nach der Lehre in Montlingen seine eigene Firma gegründet. Als erster Schweizer bekam er nicht nur die Zulassung für ein Trike, sondern zugleich für ein behindertengerechtes dreirädriges Motorrad. Er selbst sitzt seit 1986, nach einem Motorradunfall, im Rollstuhl.

Kurt Latzer08.05.2013, 01.34 Uhr

MONTLINGEN. Das Haltiner schenkt man sich in Motorrad-kreisen, wenn es um den Montlinger Velo- und Motorradmechaniker geht. Denn praktisch jeder Motorradfahrer weiss, wer gemeint ist, wenn die Rede auf Titus fällt. Auch ausserhalb des St. Galler Rheintals kennt man Titus. Ihn, dessen Liebe zu den Zweirädern trotz seines schweren Motorradunfalls von 1986 ungebrochen ist.

Viele Motorradfahrer zollen dem Montlinger Respekt, weil er seine Einmannfirma trotz der Querschnittlähmung zu einem Betrieb mit vier Mechanikern und fünf Lehrlingen und grossen Ausstellungsräumen ausgebaut hat. Dieses Jahr feiert Titus Haltiner und sein Team das 30-Jährige.

«Ohne Töff undenkbar»

Was aber die wenigsten Töfffahrer wissen dürften ist, dass es sich bei Titus Haltiner um den Schweizer «Ur-Vater» des Trikes handelt. «Für mich war es sehr wichtig, mich trotz der Behinderung zu integrieren. Dabei spielt das Motorradfahren eine grosse Rolle», sagt Haltiner. Er fahre seit den späten 1980er-Jahren ein Trike, ein dreirädriges Gefährt, halb Motorrad, halb Auto. So ganz nebenbei erwähnt Titus: «Ich habe nicht nur das allererste, in der Schweiz homologierte Trike gefahren, sondern auch das erste, das für Behinderte zugelassen wurde.»

«Wenn ich ausfahren möchte, bin ich auf niemanden angewiesen.» Er nehme auf seinem «Triwaco»-Trike Platz, klappe den Rollstuhl zusammen und befestige ihn an der dafür vorgesehen Halterung. Mittlerweile kenne er einige Behinderte, die wieder mit Töffs oder Quads unterwegs seien. Der Unfall 1986 zwang den Montlinger nicht nur in den Rollstuhl, sondern auch zu einer mehr als einjährigen Geschäftspause. Ans Aufgeben habe er nie gedacht. Auch nicht daran, dass seine Behinderung mit Motorrädern zutun hatte. «In der Reha habe ich so viele Querschnittgelähmte gesehen, deren Behinderung nicht vom Motorradfahren herrührte. Es gibt zu viele andere Möglichkeiten, im Rollstuhl zu landen», sagt Titus Haltiner.

Nie mit Schicksal gehadert

Als er 1987 nach Hause gekommen sei, habe er sofort in seiner Firma weitergearbeitet.

War es nicht sehr schwer, die Arbeit in der Werkstatt vom Rollstuhl aus zu meistern? «Die Arbeit hat mir weniger Mühe bereitet als die körperlichen Probleme, die mit der Lähmung verbunden sind», erklärt Titus Haltiner. In der Werkstatt habe er sich eben so einrichten müssen, dass er vom Sitzen aus habe arbeiten können. «Ich habe aber auch viel Glück gehabt», gibt der Montlinger zu. Im Geschäft sei er von seiner Schwester Theres unterstützt worden und sechs Monate nach seiner Rückkehr habe er den ersten Lehrling eingestellt. Später sei sein Bruder Tobias bei ihm in die Lehre gegangen, der heute noch zum Team gehöre. Von da an ging es mit seinem Geschäft stetig aufwärts.

Sogar im Motorsport hat sich der Montlinger einen Namen gemacht. Seit über zehn Jahren unterstützt er das Yamaha-Team Haltiner. 1990 bezog er den Bau, in dem heute die Kindertagesstätte untergebracht ist, 2009 den Neubau im Montlinger Dorfkern.

 

Kurt Latzer08.05.2013, 01.34 Uhr SG Tagblatt

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